„Bierflut“ am 19.07.2014
Wir, der DLRG Bezirksverband Braunschweig e.V., beziehen uns auf die unter https://www.facebook.com/events/268224853346879/permalink/269847239851307/ ausgeschriebene Veranstaltung und nehmen wie folgt Stellung:
Alkohol und Sonneneinstrahlung führen z.B. bei Festivals und Konzerten oft u.a. zu Dehydrationen, Überhitzungen und Kreislaufversagen und in der Folge zu Bewusstlosigkeit, was die Medizin per se als lebensgefährlich einstuft. Bei der geplanten Veranstaltung kommen durch das Wasser zahlreiche Gefahren hinzu, die sich mit den anderen potenzieren:
Stürzt eine Person etwa absichtlich oder unabsichtlich überhitzt ins Wasser, kann eine spontane Bewusstlosigkeit auftreten, weil der Körper beim Eintritt in die kältere Umgebung reflexhaft die Gefäße verengt und die Herzfrequenz absenkt. Der Effekt wird durch Alkohol erheblich verstärkt.
Solche Personen können unter andere Boote und Schwimmkörper geraten, genau wie andere unter Alkoholeinfluss stehende Schwimmer. Aber auch verantwortungsvolle Schwimmer können durch die Strömung leicht unter Schwimmkörper geraten. Sollten tatsächlich die angekündigten Teilnehmer erscheinen und Boote in entsprechender Zahl mitbringen, so ist damit zu rechnen, dass die Wasserfläche hektarweise (!) bedeckt wird und uneinsehbar ist.
Doch selbst wenn eine verunfallte Person entdeckt wird, bestünde keine Möglichkeit, sie zeitnah ans Ufer zu bringen. Die Boote sind in der Menge manövrierunfähig und zu instabil, um Personen von Boot zu Boot zu hieven. Zu Hilfe kommende Personen bringen sich selbst in Gefahr. Doch vor solchen eher „praktischen Problemen“ steht die Hauptsorge, dass die
meisten Unfälle nicht oder erst zu spät erkannt werden. Schon eine Person mit einem banalen Hitzekollaps dürfte in einem Schlauchboot zwischen tausenden wohl kaum von einer dösenden Person unterschieden werden können. Konkret ist u.a. damit zu rechnen, dass
- Personen unverantwortungsvoll viel Alkohol trinken und oder andere Drogen konsumieren,
- zahlreiche Personen unabsichtlich unter Schwimmkörper geraten, Boote durch Scherben oder anderes Luft verlieren und kentern und Personen in das und unter das Wasser geraten,
- Teilnehmer von anderen ins Wasser gestoßen werden und damit Dritte gefährdet werden,
- Rettungs- und Bergungsaktionen unmöglich oder erheblich erschwert und außerdem gefährlich sind und
- eine solche Veranstaltung nicht zeitnah aufgelöst werden kann, sind die Boote erst einmal im Wasser.
Alkohol und Wasser passen nicht zusammen, was hier nur an einigen Beispielen gezeigt werden sollte. Die größte Gefahr liegt jedoch in einer Massenpanik. Selbst wenn nur wenige Personen sich in der Angst an ein Boot klammern, kann das leicht umstürzen und eine fatale Kettenreaktion auslösen. Mehrere Personen dicht im Wasser behindern und treten sich mit
Schwimmbewegungen gegenseitig. Die Konsequenzen sind schlechterdings unvorstellbar. Die
Risiken wären trotz aller denkbaren Vorsichtsmaßnahmen unkalkulierbar.
Es ist eine Hauptaufgabe der DLRG, auf die Gefahren am, im und mit Wasser aufmerksam zu
machen.
Wir, der DLRG Bezirk Braunschweig e.V. sehen in der Veranstaltung „Bierflut“ eine konkrete Gefahr für Leib und Leben.
Wir raten daher dringend und mit dem größtmöglichen Nachdruck den Veranstaltern abzusagen, den Ordnungsbehörden auch Ausweichveranstaltungen aufzulösen, die Medien aufzuklären und den geneigten Teilnehmern nicht zu erscheinen!
Unseren Einsatzkräften haben wir ebenfalls nachdrücklich geraten, sich wegen der möglichen
Selbstgefährdung und unabsehbaren Haftungsrisiken mit Wachdiensten oder Ähnlichem nicht zu beteiligen.
Mit freundlichen Grüßen,
Im Namen des Bezirksvorstandes
Helmut Fichtner
Bezirksleiter